Was macht eigentlich...
von Ines Heygster am .
AG Wohngruppen – die Themengruppe zum Wohngruppen-Findungsprozess
…Da geht’s um Gemeinschaftsbildung!
Gemeinschaft – ein zentraler Wert unserer Genossenschaft
Aus dem Wertekanon:
Gemeinschaft
… betrachten wir als Ziel und gleichzeitig als ständigen Lernprozess.
… hat bei ecovillage hannover zwei Schwerpunkte:
- Als Gegenbewegung zur zunehmenden Vereinzelung - gemeinsam statt allein, gut vernetzt sein, eine lebendige Nachbarschaft haben, sich gegenseitig helfen und unterstützen.
- Als Reaktion auf Verschwendung und Ungerechtigkeit: Dinge, Flächen und Ressourcen teilen, untereinander tauschen, solidarisch wirtschaften.
… erfordert Toleranz und eine achtsame, respektvolle und wertschätzende Kommunikation.… braucht Offenheit und die Bereitschaft, das gemeinsame Leben mitzugestalten…
Die Genossenschaft baut und gestaltet Wohn- und Lebensraum für ihre Mitglieder. Die Mitglieder treten hierbei aber nicht als Konsumenten einer anonymen, bürokratisierten Gesellschaft zur Wohnraumversorgung gegenüber, sondern gestalten in einem lebendigen Prozess aktiv mit – so wie das Prinzip “Genossenschaft” es eigentlich erfordert.
“Gemeinschaft” – Zusammenleben – nimmt hier auf verschiedenen Ebenen Gestalt an:
- Zwischen den Menschen, die im Quartier zusammenleben: von der Dorfgemeinschaft über die Wohnhöfe, Wohnformen bis hin zum Individuum, das Teil einer Gruppe, Familie, Nachbarschaft ist.
- In gebauten Räumen und gestalteten Außenräumen
- In Kommunikations- und Beteiligungsstrukturen
…Was und wo sind eigentlich Wohngruppen im ecovillage?
Unter der Rubrik “Wohnen im Quartier” hat das Amsel-Kollektiv diese Struktur und Begriffe dargestellt:
Demnach ist eine Wohngruppe im engeren Sinn also eine Gruppe von Menschen, die auf der Ebene der Wohneinheit Wohneinheit Sammelbegriff für alle Formen von Wohnungen im ecovillage zusammenlebt: zum Beispiel als Familie, Freund:innen, Paar, Lebensgemeinschaft,…
Nach unserem Verständnis ist die Bezeichnung “Wohngruppe” aber deutlich weiter gefasst und bezeichnet nicht nur die Gemeinschaft in der kleinsten architektonischen Einheit.
Als Wohnform meint der Begriff “Wohngruppe” im Allgemeinen eine Wohngemeinschaft, wobei jede Wohngemeinschaft ein eigenes Raumkonzept hat: in der “klassischen WG” hat jede:r Bewohner:in ein eigenes Zimmer. Küche, Bad und evtl. weitere Räume werden geteilt. Es gibt andere Konzepte, die in ihrer Raumverteilung gemeinschaftlicher oder individualistischer geprägt sind.
Es gibt auch Einzelpersonen, die allein eine Wohneinheit oder z.B. ein Tinyhouse bewohnen. Für diese Menschen ist ihre “Wohngruppe”, vom Gemeinschaftsgedanken ausgehend, z.B. die Hausgemeinschaft oder die Bewohner:innen ihrer Tinyhousegruppe.
Im Profil einer Wohngruppe werden also das Leitbild und die Bedürfnisse der Gruppe mit ihrer gemeinsamen Vorstellung von der konkreten baulichen Umsetzung zusammengeführt. Es trifft im Prozess auf den Wertekanon, die rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen der Genossenschaft und des Standorts. In diesem dynamischen Spannungsfeld finden sich die Individuen zu Wohngruppen, deren tatsächliche Zusammensetzung sich erst mit der Unterschrift unter den Nutzungsvertrag, dem Einzug und Zusammenleben entscheidet.
Bis dahin bildet sich in der wechselnden Zusammensetzung von Wohngruppen auch die Dynamik des Prozesses der persönlichen Entscheidungsfindung der Individuen ab, für die Gemeinschaft, für die Wohnform und schließlich für die konkrete Wohnung.
Die “AG Wohngruppen - Findungsprozess”
Im Profil der AG Wohngruppen ist das Ziel formuliert:
“Die zukünftigen Bewohner:innen des Kronsberg-Quartiers im ecovillage hannover beginnen schon ab der Planungsphase die Gemeinschaftsbildung, indem sie sich in Wohngruppen organisieren.”
Und weiter:
“… Mitglieder der Genossenschaft, die im Kronsberg-Quartier wohnen wollen, lernen vor dem Einzug Mitbewohner:innen kennen, tauschen sich in selbstorganisierten Gruppen aus und beginnen mit der Gemeinschaftsbildung.”
Um dem Gemeinschaftsgedanken Rechnung zu tragen und Gestaltungsspielraum für verschiedene Formen des Zusammenlebens offen zu halten, wurde die “AG K3 Zusammenfinden von Wohngruppen und Baugemeinschaften” im ecovillage gegründet. Der Begriff “Baugemeinschaften” führte aber immer wieder zu Irritationen, weil viele Menschen darunter Bauherren- also Eigentümergemeinschaften verstehen, wo doch die Genossenschaft die alleinige Bauherrin ist. Deshalb ist er heute nicht mehr Teil des AG-Namens.
Von der Erstellung des “Wunschbuchs” bis zum quartiersplanerischen Wettbewerb für das Kronsberg-Quartier im Sommer 2020 war die AG-Arbeit durch eine hohe Fluktuation der Teilnehmenden gekennzeichnet, die jeweils ihre ganz eigenen, vielfältigen Vorstellungen von einer “Wohngruppe” einbrachten, ebenso wie häufig schon sehr konkrete Ideen von der architektonischen, baulichen Umsetzung. Vielfach kamen auch Vertreter:innen bereits bestehender Wohngruppen, Projekte und Initiativen dazu, die hofften, ihr Zusammenleben im ecovillage am Kronsberg verwirklichen zu können.
Die AG war länger damit beschäftigt, den Begriff “Wohngruppe” zu klären und sich ein Profil zu geben, in dem sie ihre Aufgabe im ecovillage-Prozess definiert. Vor der Corona-Pandemie hat die AG Veranstaltungen initiiert, auf denen sich interessierte Menschen treffen, Ideen austauschen und sich vernetzen konnten. Auf diesen Treffen stellten meist Mitglieder der AG selbst ihr Konzept oder schon bestehende Wohngruppe vor.
Durch die Corona-Maßnahmen verlagerte sich die AG-Arbeit – wie der gesamte ecovillage-Prozess – weitestgehend in den digitalen Raum. Hier haben wir alle viel dazugelernt und spannende Erfahrungen gemacht. Die Digitalisierung hat einerseits für Menschen, die nicht in Hannover und Umkreis wohnen, beruflich und familiär stark gebunden oder mobilitätseingeschränkt sind, die Beteiligungschancen enorm erhöht, andererseits aber auch viele ausgegrenzt und zwischenmenschliche Kontakte stark behindert.
Unsere AG hat in dieser Zeit die Struktur erarbeitet, die es Wohngruppen ermöglicht, sich auf der Homepage von ecovillage öffentlich zu präsentieren. Auch wurde die Gesprächsreihe “Gemeinsam statt einsam – von anderen lernen” organisiert und die Startveranstaltung für den 1. Bauabschnitt unterstützt.
Unter diesen Herausforderungen wurde das hohe Tempo des Projekts beibehalten, der quartiersplanerische Wettbewerb mit großer Beteiligung durchgeführt und entschieden und zum Jahreswechsel 20/21 die Planungen für den ersten Bauabschnitt begonnen. Die Genossenschaft wuchs, viele neue Mitglieder kamen dazu.
Die Gründung und Beteiligung von Wohngruppen erhält seitdem vermehrte Dringlichkeit und Bedeutung.
Die konkrete Planung von Gebäuden und Wohnhöfen in den Bauabschnitten begann im November 20 und fiel zusammen mit dem zweiten Lockdown, der kleine Öffnungsschritte des Sommers wieder zurücknahm. Die Bauplanung bringt Menschen zusammen, die sich während ihrer Arbeit als Gebäudepat:innen und in den Wohnhof-AGen kennenlernen - und zu Gemeinschaften, Nachbarschaften - Wohngruppen - zusammenfinden. Dies wird vom Amsel-Kollektiv organisiert.
Gebäudepatenschaften sowie die Informationen und Materialien zu Wohnformen und Architektur sind dabei den Bauabschnittsplanungen zugeordnet und werden erst zum Abschluss des Planungsprozesses mitgliederöffentlich präsentiert. Nicht jedes Gebäudepatenteam vertritt schon eine feste Wohngruppe.
Gebäudepatenschaften und Wohngruppen sind bislang getrennte Handlungsstränge, die jetzt zusammenfließen sollen.
Seit dem 9.11. sind auf der Homepage unter “Mitmachen” -> “Wohnen im Quartier” die Planstände für alle einsehbar und Gebäude mit Paten- bzw. Wohngruppen verknüpft, so weit diese Wohngruppen sich auf der Homepage darstellen und sich schon einem bestimmten Gebäude zuordnen möchten.
Mit dem “Plenum Wohnbedürfnisse” am 6.11. fand endlich wieder eine Veranstaltung statt, bei der sich die Menschen persönlich trafen. Bei dieser Veranstaltung steht die Gebäudeplanung und Wohnungsvergabe im Vordergrund, weniger die Gemeinschaftsbildung. Für Menschen, die sich (noch) nicht einem der beiden ersten Bauabschnitte zuordnen, haben wir zurzeit kein Veranstaltungsangebot zur Wohngruppenfindung.
Einzig die Seite “Wohngruppen” auf der Internetseite des ecovillage bietet eine Möglichkeit, Kontakte zu Wohngruppen zu knüpfen oder eine Wohngruppe darzustellen. Menschen, die eine Wohngruppe suchen, wenden sich häufig an die AG Wohngruppen. In der AG werden die Wohngruppen aber weder gegründet noch vermittelt oder organisiert.
Natürlich lernen Menschen, die im Prozess zu den unterschiedlichsten Themen und Projekten zusammenarbeiten, sich dabei kennen, vernetzen sich und gründen Wohngruppen. Diese stellen sie aber nicht unbedingt auf der Internetseite vor oder melden sie an die AG.
Die Kerngruppe unserer AG-Mitglieder hat sich bei relativ überschaubarer Zahl stabilisiert. Alle AG-Mitglieder sind an verschiedenen Stellen im evh engagiert und dadurch häufig an ihrer persönlichen Belastungsgrenze.
Mit dem Nachlassen der Pandemie-Beschränkungen und dem Voranschreiten des ecovillage-Prozesses brauchen wir neue Impulse und wünschen uns, dass sich die Arbeit auf mehr Schultern verteilt.
Die AG Wohngruppen freut über jede und jeden, die/der sich mit frischen Ideen und Tatkraft an der AG-Arbeit beteiligt!
Z.B. mit Planung von neuen Veranstaltungsformaten zum Kennenlernen und zur Wohngruppenfindung.
Auch neue Gastgebende werden gesucht!
Lasst uns den Fokus auf die Gemeinschaftsbildung legen! Das ist enorm wichtig bei einem Wohnprojekt dieser Größenordnung und geschieht nicht nur nebenbei von selbst!
-Ines (für die AG Wohngruppen)