[Blog] Warum engagiere ich mich im ecovillage? Ja warum?

Meine Wohnung ist 50m² groß, liegt am Fiedeler Platz in Hannover-Döhren. Wir haben eine immer besser werdende Hausgemeinschaft, gerade haben wir den Hofgarten gemeinsam gestaltet. Sie liegt in einem wunderschönen Jugendstilhaus und ist noch bezahlbar. Eigentlich ist sie meine Traumwohnung in meiner Traumlage.

Als ich vor gut 40 Jahren nach Hannover kam, war ich durch einen Zufall mal hier am Fiedeler Platz. Damals habe ich mich in diesen Stadtteil verliebt und vor 6 Jahren habe ich hier eine sehr, sehr günstige Wohnung bekommen.

Mit einem Besitzerwechsel des Hauses kamen die Veränderungen, die Sanierungen, die Renovierungen, die Wärmedämmung und, ja und die Mieterhöhungen. Wenn ich in 1,5 Jahren in Rente gehen werde, werde ich mir diese Wohnung nicht mehr leisten können.

Ja, dann las ich vom ecovillage und begann mich damit auseinander zu setzten. Erst etwas und dann immer mehr. Wie das so meine Art ist, mache ich Etwas entweder ganz oder gar nicht. Also dann eben ganz – auch, ja auch um meine Zukunft mitzugestalten und um mich auszutricksen. Wenn ich das ecovillage mitgestalte, dann jammere ich vielleicht meiner jetzigen Wohnung und dem Fiedeler Platz nicht so nach. Ganz ehrlich: gibt es in Hannover einen schöneren Platz in einem Wohngebiet als den Fiedeler Platz, besonders wenn die Kastanienbäume rot blühen?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich etwas Angst davor in das ecovillage zu ziehen. In ein Neubaugebiet, in dem alles erst wird und noch nicht viel ist.

In dem die Bäume noch wachsen und die Hortensien erst beweisen müssen, dass sie dort auch wunderschön blühen. Mit Menschen, die so hohe Erwartungen an das Leben und die Gemeinschaft dort haben, dass ich oft denke „oh je, weniger ist viel, viel mehr“. Ich bin 64 Jahre alt, habe in diesen 64 Jahren verdammt viel erlebt, viele Krisen durchlebt, mich lange gesucht und endlich gefunden. Und das will ich nur hinterfragen, wenn ich es hinterfragen möchte. Andere sollen mich nehmen wie ich bin, oder eben nicht. Beides ist gut.

Und dann diese 25 - 30m²! Was von dem, was ich jetzt habe soll weg. Ok, ok, einiges davon ist nicht lebensnotwendig. Es ist nur für die Seele. Z.B. mein „Donnerstag“ Schild, dass ich seit 47 Jahren besitze. Ich habe es mit 17 auf einem Schrottplatz gefunden. Wozu braucht jemand ein „Donnerstag“ Schild. Ich brauche mein „Donnerstag“ Schild.

Es gibt so einiges, was meine Seele noch braucht. Diese große Collage, die mir die Bewohner aus der Schulenburger 335 gebastelt und geschenkt haben. Die Kommode, die nicht sehr praktisch aber dafür schön ist, die mich seit 45 Jahren begleitet, die ich auf dem Sperrmüll gefunden und an der ich meine ersten Abbeizversuche vorgenommen habe (das sieht man ihr an) Ist sie nicht nachhaltig diese schöne, alte unpraktische Kommode? Wohin damit auf 25 - 30m²? Ich merke jetzt bei meiner 91 jährigen Mutter, dass diese „unnützen Dinge“ ihr sehr viel Freude machen. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Vergangenheit – Gegenwart und Zukunft zu geben. Je weniger Zukunft existiert, je wichtiger scheint die Vergangenheit zu werden. Ich möchte meine Vergangenheit nicht digitalisieren. Auch meine Gegenwart oder Zukunft möchte ich nicht digitalisieren. Mein Leben passt nicht in ein Laptop oder in einen 36 GB Stick. Digitalisiertes Nähen ist nicht möglich, auch wenn ich eine EDV gesteuerte Nähmaschine (neben 3 anderen) habe.

Also, wenn das hier so lese, frage ich mich, würde ich in ecovillage ziehen, wenn ich mehr Rente bekommen würde – hätte, hätte Fahrradkette. Ich werde nicht mehr bekommen.

Und bevor ich eine jammernde Alte werde, gestalte ich meine Zukunft eben selber. Und ja, das wird zukunftsweisend, nachhaltig, gemeinschaftlich, bezahlbar und es trägt etwas dazu bei , dass mein wunderbarer 9 jährigen Enkel eine bessere Welt vorfinden wird. Da kann ich mich auch mit 35m² begnügen, den Beschluss der Mitgliederversammlung zu den Wohnflächen gibt es jetzt, es scheint mehreren so gehen wie mir.

Ach ja, ich habe schon eine Menge spannender, netter, lieber, wunderbarer und manchmal auch sehr nervender Menschen im ecovillage Prozess kennengelernt. Es gibt dort auch Menschen, die ich gar nicht mag. Das ist so, man und auch ich kann nicht jeden mögen, das ist nicht schlimm, so ist das Leben.

Und da ich im tiefsten Inneren meines Herzen Bergmannstochter bin und bleibe, glaube ich ja, dass das Beste noch kommt! Nämlich das gemeinsame, konkrete, praktische Bauen des ecovillage hannover!

Getreu dem Motto: es gibt nichts Gutes, außer man tut es!!!

Mit der konkreten Planung fangen wir jetzt an und ich suche Menschen, die sich vorstellen können mit mir und meinem Hund Kurt Cocker Spaniel in einem Haus auf dem ecovillage zu leben. Jeder in seiner kleinen abgeschlossenen Wohnung und trotzdem gemeinschaftlich. Ach ja, ich möchte in das erste Baufeld und den 2. Bauabschnitt ziehen, in den ‚Hof mit Aussicht‘


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