[Blog] P2GreeN – norddeutsches Reallabor

P2GreeN – EU-Förderung ermöglicht norddeutsches Reallabor für kreislauforientierte Sanitärsysteme zur Verwertung von Urin und Kot

Zusammen mit 30 weiteren Partnerinstitutionen aus ganz Europa ist es ecovillage hannover, der Goldeimer gGmbH und der VunaNexus AG gelungen, Niedersachsen zu einer Pilotregion innerhalb eines EU HORIZON geförderten Innovationsprojektes zu machen. Für 4 Jahre wird in dem von agrathaer und dem Institut für Garten- und Zierpflanzenbau koordinierten Innovationsprojekt “Closing the gap between fork and farm for circular nutrient flows (P2GreeN)” die Wertschöpfung beider fäkalen Stoffströme demonstriert, untersucht und weiterentwickelt. Trockentoiletten- und Spültrenntoilettensysteme Spültrenntoilette Toilettenvarianten, bei der Urin und Kot innerhalb der Toilettenschüssel getrennt erfasst werden und im Gegensatz zur Trocken-Trenn-Toilette wird hier mit Wasser gespült. gehen dabei Hand in Hand. Heute war der digitale Projektstart, das in-persona Auftakttreffen wird im Januar 2023 in Hannover stattfinden.

In einem Impuls des NetSan e.V. stellen Enno Schröder von Goldeimer und Genosse Carsten Beneker am 13.12. um 18:00 Uhr das Innovationsprojekt allen Interessierten genauer vor.
Du möchtest teilnehmen? Schicke eine Mail an: sekretariat@netsan.org

Menschliche Sanitärabfälle in Dünger verwandeln

Der 1. Dezember 2022 war das offizielle Startdatum für das vierjährige EU-Projekt P2GreeN, das die Wertschöpfungsketten menschlicher Sanitärabfälle entwickelt, testet und anpassen wird, um sichere, bio-dynamische Düngemittel für die Landwirtschaft bereitzustellen. Ein Konsortium von 32 europäischen Partner:innen konnte die Europäische Kommission überzeugen und erhielt den Auftrag zur Durchführung eines beispiellosen Projekts zur Schließung der Lücke zwischen Gabel und Acker. Genosse Carsten Beneker hat im Auftrag der Genossenschaft die Projektbearbeitung übernommen.

Welches Ziel wird verfolgt?

Das übergeordnete Ziel von P2GreeN ist es, effiziente Stoffkreisläufe zwischen städtischen und ländlichen Gebieten zu ertüchtigen und die Kopplung von Siedlungsabwasser-, Landwirtschafts und Lebensmittelsystemen nach dem 3R-Prinzip (“reduce – reuse - recover”) zu fördern. Um dies zu erreichen, wird P2GreeN neue Lösungen für die Kreislaufwirtschaft entwickeln, welche die Verschwendung von Stickstoff (N) und Phosphor (P) und dessen Schadwirkung in der Umwelt eindämmen, indem Blaue Urbane Urban zur Stadt gehörend, städtisch Infrastrukturen mit Grüner Ländlicher Infrastruktur in ihren Nährstoffflüssen zirkulär verbunden werden. Die genannten Ziele werden durch den Einsatz bestehender, innovativer N- und P-Wiederverwendungslösungen für die Aufbereitung menschlicher Sanitärabfälle aus städtischen Siedlungen und den Einsatz von aus diesem Material hergestellten, hygienischen Recyclingdüngern für die landwirtschaftliche Produktion erreicht.

Woher kommt die Motivation?

Der intensive Einsatz von Düngemitteln in der landwirtschaftlichen Produktion ist ein wesentlicher Faktor für N- und P -Verschmutzung. Stickstoff (N) und Phosphor (P) sind zwei essentielle Pflanzennährstoffe, entfalten als diffuse Einträge in der aquatischen Umwelt aber eine Schadwirkung (bspw. Nitrat im Trinkwasser, Eutrophierung Eutrophierung Anreicherung von Nährstoffen in einem Ökosystem bis zur unerwünschte Zunahme und damit verbundenes nutzloses und schädliches Pflanzenwachstum. von Seen und Küstenzonen). Abgesehen davon sind die Produktionsmethoden für Mainstream-Dünger nicht nachhaltig. Demgegenüber enthalten menschliche Ausscheidungen hohe Nährstoffkonzentrationen, welche letztendlich die Toilette runtergespült werden und in großen Anteilen den Bach hinter der Kläranlage runter gehen. Die Nährstoffentfernung aus Abwasser ist sehr energieintensiv und dabei limitiert. Der ackerbauliche Einsatz von Klärschlamm aus Kläranlagen ist mit Problemen wie der Freisetzung von Spurenstoffen verbunden und daher ab dem Jahr 2029 für städtische Kläranlagen verboten. Vor diesem Hintergrund sind neue Ansätze für eine Sanitär- und Nährstoffwende erforderlich.
Die drei P2GreeN-Pilotregionen haben ihren Sitz in Gotland (Schweden), der Metropolregion Hamburg-Hannover und der Region La Axarquia (Spanien). Die vier P2GreeN-Follower-Regionen befinden sich in Italien, Griechenland, Frankreich und Ungarn. Das Konsortium besteht aus kleinen und mittelgroßen Unternehmen, großen Unternehmen, einem internationalen Finanzinstitut, Forschungsorganisationen, Gemeinden einer Europäischen Megacity (Stadt Paris), einer NGO NGO Nichtregierungsorganisationen (NRO bzw. aus dem Englischen Non-governmental organizations [NGO]) sind Organisationen, also Gruppen und Verbände, denen es wichtig ist, ihre Arbeit unabhängig von staatlicher Förderung zu leisten. und einer Landwisrtschaftlichen Genossenschaft.

Figure 1: Eutrophierung in der Ostsee führt zu sogenannten Todeszonen, in denen zahlreiche Fische und Säuger aufgrund von Sauerstoffmangel nicht mehr überlebensfähig sind [©ESA, CC BY-SA 3.0 IGO]

32 Organisationen aus 13 Ländern setzen neue Standards für die Ressourceneffizienz

Große Abwassermengen mit einem hohen Nährstoffgehalt verschwinden täglich in die Kanalisation großer Städte. Andererseits kämpft die Landwirtschaft, die konventionelle Düngemittel verwendet, um gute Erträge auf den Feldern, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Was an der einen Stelle zu viel ist, ist andernorts zu wenig - Es muss eine effizientere Lösung geben.
Dies war der Ansatz einer europäischen Allianz von KMU KMU Kleine und mittlere Unternehmen, NGOs, Universitäten, Forschungsinstituten, lokalen Regierungen und Netzwerkpartnern vor zwei Jahren. Eine Idee reifte nach und nach zu einem Konzept, das die hohen Anforderungen des Forschungs- und Innovationsfinanzierungsprogramms von HORIZON Europe erfolgreich erfüllte und nun vom größten transnationalen Forschungsfinanzierungsprogramm der Welt den Auftrag zur Umsetzung erhalten hat.

Was steckt hinter der Idee?

Das Nährstoffsystem innerhalb der Lebensmittelversorgungskette ist derzeit linear. In vereinfachten Begriffen bedeutet dies, dass landwirtschaftlich angebaute Lebensmittel unter Zugabe von energieintensiven Düngemitteln produziert werden, der Verbraucher sie anschließend verdaut und hinter der Kläranlage die Kette endet. Es ist jedoch sinnvoller, einen Stoffkreislauf zu entwickeln, der Düngemittelbedarf aus kostspieliger Produktion und mit negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt sowie die Verschwendung von nährstoffreichem Abwasser aus Städten zu einem zukunftsfähigen Gesamtkonzept verbindet.

Was ist die Lösung?

Der Kreis kann durch die Wertschöpfung menschlicher Sanitärabfälle geschlossen werden. Der Schlüssel liegt in der sicheren Nährstoffrückgewinnung.
P2GreeN zielt darauf ab, vier innovative, bereits im Pilotmaßstab erfolgreich erprobte technologische Verfahren der Sammlung, Aufbereitung und Verteilung von Recyclingdüngern im großen Maßstab zu demonstrieren und in regionalen Wertschöpfungsketten zu erproben.

Im ecovillage hannover am Kronsberg, als Partner einer von drei Pilotregionen, werden in einer weltweit einzigartigen Größenordnung Spültrenntoiletten verbaut (100 WC im Baufeld C). In einer quartierseigenen Anlage der Schweizer Firma VunaNexus AG wird das so gesammelte Gelbwasser (Urin + Spülwasser) zu einem mineralischen Recyclingdünger aufbereitet, welcher bereits heute in der Schweiz, Lichtenstein und Österreich als Dünger zugelassen ist (Aurin®). Ziel ist es, innerhalb der Projektlaufzeit auch in Deutschland eine Zulassung zu erhalten, so dass das Verfahren langfristig wirtschaftlich betrieben werden kann. Goldeimer baut im Landkreis Harburg eine Kompostierungsanlage zur Aufbereitung von festen Ausscheidungen auf, in welcher dann die Stoffflüsse aus Trockentoiletten (v.a. aus Tiny-Häusern) sicher verwertet werden können. Neben der technischen und organisatorischen Demonstration spielen vor allem Analysen der Düngewirkung, der ökologischen Vorteile, der ökonomischen Potenziale sowie der aktuellen regulatorischen Hemmnisse eine bedeutende Rolle.

Ansprechpartner ist Carsten Beneker
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